Heute ist Christi Himmelfahrt, Vatertag! Eine Gelegenheit für Papas überall im Land, mit ihren Kameraden wandern zu gehen und sich dem leichten Genuss des flüssigen Brotes hinzugeben. Eine Chance für die kleinen Söhne und Töchter, ihren Daddies was Selbstgemaltes, -gebasteltes oder -geschriebenes zu schenken oder ihnen etwas fleißig Geübtes vorzusingen. Der perfekte Moment für mich, DANKE zu sagen.
Ich habe einen ganz tollen Papa, der für mich wie ein Fels in der Brandung ist. Häufig schweigsam und zurückgezogen, manchmal sieht und hört man sich wochenlang nicht, aber ich weiß, dass er immer für mich da ist – jemand, auf den man sich zu 200 % verlassen kann.
Bestimmt war es mit mir nicht immer einfach. Es gab garantiert viele Herausforderungen für meinen Vater, die ich erst im Nachhinein so wirklich erahnen kann. Da hast du ein Kind mit Sehbehinderung, dann kommt es irgendwann in die Pubertät – oh Graus! – hat seinen ersten Freund, so einen Spinner, zieht in eine andere Stadt und so weiter und so fort. Da war sicherlich einiges an Geduld und Ruhe nötig, Durchhalten, Hinnehmen, Zähne zusammenbeißen…
Für tausend Dinge könnte ich DANKE sagen…
Zum Beispiel für meine Kindheit, die war einfach der Hammer! Wie könnte es auch anders sein, schließlich wurde ich auf Schultern über den Cannstatter Wasen getragen, quietschend durchs Schwimmbecken geworfen, dass ich kurz dachte, ich fliege und mit dem Schlitten ging es im Winter wild durch den verschneiten Wald! So viel Spaß, so viel gelacht! Samstags Power Rangers anschauen stand auch lange auf dem Programm und tolle Waldspaziergänge obendrein! Meinen ersten Kinofilm – König der Löwen – haben wir zusammen angeschaut! Übrigens noch heute mein allerliebster Disney-Film.
Noch heute liebe ich den „kleinen Hobbit“ mehr als „Herr der Ringe“, weil mein Vater ihn mir als Kind vorgelesen hat. Wenn ich ihn jetzt lese, höre ich manchmal meine Vorlesestimme und manchmal seine in meinem Kopf.
Merkwürdig, dass Schwimmen, Kino, Spazierengehen, Fantasieromane und nerdige Serien bis ins Hier und Jetzt zu meinen absoluten Hobbys gehören. Es fällt nicht immer so ins Auge, aber immer wieder sehe ich stumme, nie erwähnte Gemeinsamkeiten, die mich schmunzeln lassen. Oftmals sind mein Paps und ich uns ähnlicher, als wir denken… das geht im Eifer des Alltagsgefechts und augenscheinlicher Unterschiede leider oft verloren, aber wenn ich nach ihr fühle, ist die Verbindung immer da.
Wofür man auch DANKE sagen sollte, ist wie oft er mich irgendwo hingefahren oder mich abgeholt hat, nur um mir das Leben zu erleichtern. Zur Schule fahren, vom Schwimmtraining abholen, am Bahnhof einsammeln… Bei jedem Umzug ganz vorne mit dabei, dies aufhängen, das runtertragen, kurz mal ein Bett bei IKEA kaufen gehen… nicht immer ohne ein Murren, aber immer mit Herz und vollem Einsatz!
Jedes Kind braucht seinen Papa, egal, wie alt es ist. Ob 3 oder 33 Jahre alt!
Alles wird gut!
Erst letztes Jahr ist es mir wieder vehement bewusst geworden. Ich war eine Woche im Amsterdamurlaub und am Tag der Heimreise bin ich umgeknickt – nicht einmal, wie normale Menschen, nein, gleich zweimal mit demselben Fuß. Autsch! Tat etwas weh, aber war auszuhalten. Wir stiegen in den Zug und ab ging die Fahrt nach Hause mit einem Umstieg in Frankfurt am Main. Ein kleiner Sprint zum Anschluss und voilà, wir saßen auf den reservierten Plätzen – und meine Misere begann so richtig! Mein Knöchel schwoll so weit an, dass der Schuh unerträglich drückte und schmerzte, also zog ich ihn aus. Am Heimatbahnhof kam ich dann nicht mal mehr hinein, mir wurde ganz schlecht vor Anstrengung und Fußweh. Bereits auf der Zielgeraden hatte ich meine Eltern angerufen und gefragt, ob sie uns vom Bahnhof abholten könnten, denn ich wusste wirklich nicht, wie wir das mit dem riesigen Koffer und den Laufbeschwerden hätten schaffen sollen. Jede Minute wurde es schlimmer und am Bahngleis angekommen, stellte sich das Ganze als ziemlich ausweglose Situation dar. Mein Freund suchte vergebens einen Gepäckwagen, auf den ich mich hätte setzen können. Ich stützte mich krampfhaft auf ihn und den Koffer, um irgendwie voranzukommen. Barfuß am Bahnhof, bis mir einfiel, dass ich Flip Flops dabei hatte… widerlich! Team Humpelstilzchen kämpfte sich weiter vor, tapfer und ohne, dass die anderen Passanten Hilfe anboten. Hat ja jeder seine eigenen Probleme. Wozu einer einbeinig hinkenden Frau und ihrem Freund mit einem halbmannshohen Koffer helfen? Mir wurde es langsam zu viel, keine Kraft mehr, die Nerven lagen blank. Ich hatte keine Ahnung, wie ich zum vereinbarten Treffpunkt kommen sollte. Und dann war da plötzlich mein Vater. Mit Krücken und Verband! Und zuallererst mal seiner Schulter, die ich dringend brauchte. Mal kurz die Anspannung rauslassen, schnell ein paar erleichterte Tränen vergießen – jetzt wird alles gut!
Und das wurde es natürlich. Mein Freund konnte den tonnenschweren Koffer nehmen, mein Vater und die Krücken mich. Puuuh, was für ein Ausflug!
Danke
Deine Eltern können dir einfach eine Sicherheit vermitteln, wie kaum jemand sonst. Du fühlst dich aufgehoben und beschützt, ganz egal, ob du ein kleines Mädchen oder eine erwachsene Frau bist.
Dafür bin ich so dankbar! Für diese unsichtbare Reißleine, die du nicht bemerkst, wenn alles gut läuft und doch jederzeit ziehen kannst, wenn du fällst. Ein Umstand, den man viel zu oft vergisst, viel zu selten honoriert!
Lieber Papa,
Ich wünsche dir einen wunderbaren Vatertag und vielen Dank, dass du so bist, wie du bist!
Ich hab dich lieb
Lisi
PS: Ist dir zwischen diesem Beitragsbild und einer meiner Blogkategorien eine Parallele aufgefallen? Hier ein kleiner Hinweis: Man sieht nur mit dem Herzen gut!