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Nach meinem Abitur habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) als Unterrichtshelferin an der Nikolauspflege für sehbehinderte und blinde Menschen gemacht. Damals gehörten drei einwöchige Blockseminare zum Programm, während denen wir – eine etwa 20zigköpfige Mädelsgruppe – von und übereinander lernten. Jeden Tag gab es einen Morgenimpuls, den meistens unsere Seminarleitung sprach. Wenn man wollte, konnte man sich freiwillig dafür melden, was ich in der letzten Seminarwoche tat und schrieb dafür einen Text, wie mich das FSJ verändert und geprägt hat. Diesen las ich meinen Kolleginnen vor. Mir fiel auf, wie still es im Raum geworden war und ich erntete Applaus. Im Nachhinein kam unsere Seminarleiterin zu mir und bat mich, den Text in der Zeitschrift Zivil veröffentlichen zu dürfen. Sie sagte mir, da ich es ja nicht sehen könne, dass ich mir keine Vorstellung darüber mache, wie die anderen bei diesem ehrlichen, aufrichtigen und mutigen Beitrag dagesessen hätten. Manche gerührt, manche ehrfürchtig, manche fasziniert, manche sogar mit Tränen in den Augen und alle waren zutiefst bewegt.

Damals realisierte ich zum ersten Mal ganz bewusst, dass ich Menschen mit meinen Worten erreichen und mit meinen Botschaften bewegen kann.

Lizzis Welt erwacht zum Leben

Im November 2016 wurde mein Blog „Lizzis Welt“ geboren. Damals wusste ich noch gar nicht so genau, warum ich das machen wollte, nur, DASS ich es wollte. Durch meinen Job hatte ich ein wenig den Umgang mit WordPress gelernt und nutzte mein Wissen nun für ein neues Hobby. Ich schusterte mir meine eigene Website zusammen und los ging es. Wohin die Reise gehen sollte, wusste ich aber nicht. Was ich erreichen wollte, wusste ich nicht. Was mir das Ganze bringt, wusste ich auch nicht. Ich wusste nur, dass ich schreiben wollte, dass ich so unbedingt und dringend schreiben musste! Da waren so viele Worte, Gedanken und Ideen in mir, denen ihr bescheidenes Behältnis zu klein wurde. So vieles, das ungesagt blieb und doch ausgesprochen werden wollte. Bruchstücke der Philosophie, Impulse und Emotionen zu meiner Sehbehinderung, der Zauber des Alltags, das Schreien nach Lebendigkeit, Fragmente der Kreativität und so vieles mehr an Aufflackerndem, Brennendem und Stürmischem. Das alles brodelten in mir und schrie nach Raum.

Ich baute mir meine eigene Website, spielte herum, probierte mich aus, legte mir eine Facebook-Fanpage an, erzählte Familie und Freunden von meinem neuen Projekt und überlegte mir Konzepte dafür. Zwischendurch wechselte ich das Theme, experimentierte mit Bildern, tobte mich aus und ich schrieb und teilte Beiträge. Knopfdruckfrisch gingen sie ins Netz und dabei lernte ich die wichtigste Lektion: Bloggen ist nicht wie Tagebuch führen. Keine Sender-Empfänger-Beziehung, sondern ein Kreislauf, ein Austausch, etwas Interaktives. Jedes einzelne Mal, wenn ich eine Botschaft in die Welt sendete, kam etwas zurück und was da kam, war groß und unerwartet. Es waren Likes, Shares, Kommentare und private Nachrichten oder Gespräche, die mich unfassbar überraschten und berührten. Menschen gefiel, was ich schrieb. Freunde und Fremde gleichermaßen, sie lobten, äußerten ihre Meinung, widersprachen und diskutierten. Sie bedankten sich, bedankten sich bei mir, dass ich Worte für ihre tief begrabenen Gefühle fand und für sie aussprach. Ich war überwältigt von der Resonanz.

Ich blogge nicht, wir bloggen!

Und daraus formten sich Ziel und Sinn meines Blogs: wenn ich mit jedem Beitrag nur einer einzigen Person etwas Gutes tun kann, sie inspirieren, ihr helfen, sie ermutigen oder bewegen kann, dann ist das Ziel erreicht. Dass das Schreiben für mich meditativ, ventilartig und reinigend ist, brauche ich kaum extra erwähnen. So wird aus einem Autor im stillen Kämmerlein und einem Leser am Endgerät ein Team und es entsteht Synergie. Jedes Wort, das gezielt abgefeuert wird und ins Schwarze trifft, jede Silbe, die fällt und anregt, jede Botschaft, die gesendet und verstanden wird, ist ein Fragment eines wundervollen, starken und vollkommenen Mosaiks, das wir alle gemeinsam bilden.

Wie viel mir Lizzis Welt bedeutet, wurde mir jedoch erst in den vergangenen Tagen klar, als ich über diese inspirierende und spannende Blogparade „Warum hast du mit dem Bloggen angefangen“ nachdachte. Als ich mich mit einer Freundin darüber unterhielt, meinte sie, sie habe gar nicht gewusst, wie sehr mir dieses Projekt am Herzen läge. Wie hätte sie das wissen sollen? Es war mir selbst nicht zur Gänze klar. Ich blogge vielleicht nicht viel oder regelmäßig, aber jeder einzelne Beitrag entspringt in der Tiefe meines Herzens und in der Weite meines Geistes. Er fließt über meine Finger in die Tastatur und es bilden sich Worte, die sich zu einem Konzept, einem Gedankenbild manifestieren, das ich per Klick ins Universum schicken kann. Andere lesen meine Texte und reagieren darauf. So verbinden wir uns und werden eins, wenn wir zusammen unseren Gedanken nachhängen und unsere Emotionen teilen, zulassen und leben.

Licht im Herzen

Warum ich mit dem Bloggen angefangen habe, kann ich dir also gar nicht so richtig beantworten. Es war einfach etwas, das geschehen musste, das so sein sollte. Warum ich mit dem Bloggen weitermache, ist dagegen ganz einfach: Das Bloggen ist ein Teil von mir geworden und schon gewesen. Es ist mein Herzprojekt und all meine Energie, meine Intuition und meine Liebe stecken darin. Jeder Post ist reich an Herzblut, an meinen Wünschen, meinen Hoffnungen, meinen Ängsten, meinen Schmerzen und meinen Erfahrungen. Ich stecke in jedem Satz, in jeder Formatierung, in jedem Bild. Darum ist jeder „Daumen hoch“, jedes Teilen und jedes darüber Sprechen ein unsagbares Lob und eine Ehre für mich. Jedes dieser Feedbacks macht mich zutiefst glücklich, denn dadurch weiß ich, dass ich Gleichgesinnte habe, dass am Ende der Leitung jemand ist und mir zuwinkt, dass ich mich ins Geflecht der Welt webe und meinen Platz darin gefunden habe.


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2 Kommentare zu „Warum ich mit dem Bloggen angefangen habe

  1. Liebe Lisa,

    eine sehr schöne Liebeserklärung an das Bloggen und den Austausch, der sich darüber ergibt! Einiges, was du beschreibst, kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich habe Annas Blogparade zum Anlass genommen, selbst einen Artikel zu schreiben, warum auch mir mein Blog inzwischen ziemlich wichtig geworden ist – obwohl ich auch durchaus ambivalente Momente mit ihm erlebe. Vielleicht hast du ja Lust, mir zu schreiben, was du davon hältst? https://mutter-und-sohn.blog/2018/12/14/warum-hast-du-mit-dem-bloggen-angefangen/ Viele Grüße, Sarah („Sunnybee“)

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